Eine Mittelmeer-Diät ist noch kein Freifahrtschein
Der Begriff Mittelmeer-Diät taucht seit langem immer wieder im Zusammenhang mit gesundheitsfördernden Ernährungsweisen auf. Dies geht auf verschiedene Gesundheitsstudien zurück, die seit den 1960er Jahren veröffentlicht wurden und zeigten, dass Menschen aus dem Mittelmeer-Raum seltener an einer ganzen Reihe von häufig tödlich verlaufenden Krankheiten (zum Beispiel des Herz-Kreislaufsystems) leiden und daher eine höhere Lebenserwartung aufweisen. Insbesondere stachen hierbei die Bewohner der griechischen Insel Kreta hervor, weshalb auch hin und wieder von der “Kreta-Diät” gesprochen wird.
Die Studien führten die Ergebnisse vor allem auf die Ernährung (insbesondere auf das reichlich verwendete Olivenöl) zurück. Daraus leitete sich dann die Empfehlung ab, die mediterrane Ernährung nachzuahmen und entsprechend auf Lebensmittel zurückzugreifen, die für das Mittelmeer typisch sind (Obst, Gemüse, Oliven(-Öl), Fisch, Geflügel anstatt rotem Fleisch…). Auch der hohe Weinkonsum wurde in einigen Studien beobachtet woraus sich die Empfehlung von einem Glas Rotwein am Tag ableitete. Aber reicht es wirklich, auf diese mediterranen Lebensmittel zu wechseln, ohne weitere Rahmenbedingungen zu beachten?
Diese Frage wird heute nicht mehr uneingeschränkt mit “ja” beantwortet. Die Mittelmeer-Diät gilt zunächst unangefochten als eine ausgewogene Mischkost und somit als zur Dauerernährung geeignet. Aber insbesondere die traditionelle Ernährung auf Kreta gilt als besonders fettreich. Wie passt das mit den Ergebnissen der Studien zusammen, die den Bewohnern der Insel eine gute Gesundheit bescheinigten? Es hat wahrscheinlich nichts oder nur wenig mit guten und bösen Fetten oder ähnlichem zu tun, sondern viel mehr damit, dass die meisten Kreter zur Zeit der ersten Studien in den 1960er Jahren hart und schwer arbeitende Bauern waren und somit einfach einen enormen Energiebedarf hatten. So wurde das schwere Essen mit viel Bewegung ausgeglichen. Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass die Kreter genetisch gut an den Verzehr von fettreicher Kost angepasst sind, weil sich unter anderem ihre Blutfettwerte nach Mahlzeiten schneller wieder absenken, als zum Beispiel bei Nordeuropäern.
Somit lässt sich in meinen Augen zusammenfassend sagen, dass die Mittelmeer-Diät gesund ist, weil sie ausgewogen ist und dem Körper ausreichend Nährstoffe aller Art zuführt. Sie ist jedoch alleine, anders als häufig suggeriert, kein Freifahrtschein. Auch bei dieser Ernährungsweise gilt, dass man sich dessen bewusst sein muss, was man über den Tag verteilt ist und gegebenenfalls die Mengen noch feinjustiert; insbesondere, wenn man das Ziel der Gewichtsabnahme verfolgt.