Aachener Printen – Nicht nur an Weihnachten ein Hochgenuss
Bei meinem ersten Besuch in Aachen habe ich mir noch ungläubig die Augen gerieben. Es war Sommer, angenehm warm die Temperaturen, die Sonne schien, die Menschen saßen draußen in den Cafés der Innenstadt und ließen es sich gut gehen. Nur einige Ladengeschäfte schienen so gar nicht in dieses angenehme Sommerbild zu passen. Sie boten Printen an. Printen im Hochsommer und nicht zur Weihnachtszeit! Ja, das gibt es, doch wohl nur in Aachen, denn die ganz im Westen Nordrheinland-Westfalens gelegene alte Kaiserstadt gilt als Hochburg der Printenherstellung.
Die findet bis heute nicht nur in großen Süßwarenfabriken statt. In Aachen gibt es noch eine ganze Reihe traditioneller Handwerksbäckereien, die sich dem süßen Gebäck verschrieben haben. Wahre Printenliebhaber fahren deshalb in diesen Tagen nach Aachen, um sich mit einem Vorrat für den Winter einzudecken.
Original Aachener Printen gibt es nur in Aachen und einigen kleineren Orten drumherum. Seit 1820 gilt das, und heute gehören die süßen Printen zu den geschützten Lebensmitteln mit genau festgelegter geografischer Herkunft.
Historisch gesehen hat die Printe eine lange, lange Vergangenheit. Die Herstellung von Lebkuchen, auch als Pfeffer- Gewürz- oder Honigkuchen bezeichnet, ist bereits seit der Antike bekannt. Aus Belgien kommt die Tradition, dass Lebkuchen in Holzformen gepresst wurde und dann unter der Bezeichnung „Couques de Dinant“ als so genanntes Gebildbrot verkauft wurde. Arbeiter aus dieser Region, die sich ab dem 15. Jahrhundert aus politischen und wirtschaftlichen Gründen mit ihren Familien unter anderem im Raum Aachen niederließen, brachten ihre Tradition zur Herstellung des Gebildbrotes aus Lebkuchenteig mit. So kam die Printe aus Belgien über die Grenze nach Aachen.
Seit 1820 wurden Printen in Aachen im großen Stil hergestellt. Der Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad der Aachener Printen führte dann unter anderem dazu, dass der bereits zu jener Zeit bekannte Aachener Bäcker und Konditor Henry Lambertz um 1870 zum Hoflieferanten für gleich drei Könighäuser ernannt wurde. Er belieferte das belgische, das niederländische und das preußische Königshaus mit Printen.
Alle Aachener Printenproduzenten stellten die braunen Hartprinten her, wobei sich deren Produkte lediglich durch Variationen in der Gewürz- und Zutatenmischung voneinander unterschieden. Erst viel später, in den 1950er-Jahren, kam es mit der Einführung der Schokoladen-Saftprinten, der Nuss-Schokoladenprinten und der Nuss-Saftprinten zu weiteren Ergänzungen der bisherigen Produktpalette.
Und woraus bestehen nun die Printen? Die Teigbasis sind Mehl, Wasser und Süßungsmittel. Fett kommt nicht in den Teig. Als Süßungsmittel dienen wahlweise Farinzucker, Krümelkandis und Zuckerrübensirup sowie Honig. Die Gewürzmischung besteht unter anderem aus Zimt, Anis, Nelken, Kardamom, Koriander und Piment. Aber auch Orangeat, Zitronat und Ingwer kommen in den Teig. Wieviel genau verraten die Bäcker natürlich nicht. Die Rezepte sind in jeder Bäckerei unter Verschluss.
Übrigens: Printen werden nicht nur als Gebäck geschätzt. Sie gehören in die Soße zum Rheinischen Sauerbraten, sie verfeinern die Soße zur Rehkeule, werden der Leberwurst beigemischt und sind auch im Printeneis wiederzufinden. Der Rheinländer ist eben erfinderisch.
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